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TherapeutInnen mit eigener Angst und Trauma – ein kritischer Blick

Glaubst du,

dass TherapeutInnen mit psychischen Themen Ihren KlientInnen eher besser oder doch eher schlechter helfen können?

Im Moment scheint das so ein Hype zu sein: Immer mehr KollegInnen posten Romane von ihren Angststörungen, Traumata, Depressionen, Burnouts und Co.

Ich lese Sätze wie:
„Ich verstehe dich. Ich habe es selbst erlebt und überstanden. Daher weiß ich, wie ich dir helfen kann.“

Wie denkst du darüber? Würdest du zu solch einem Coach oder Therapeuten eher gehen als zu jemandem, der eben nicht solche Selbsterfahrungsposts schreibt?

Mich bringt das jedenfalls zum Nachdenken.
Ich kenne KollegInnen, die sehr gut arbeiten, OHNE selbst betroffen gewesen zu sein.

Ich kenne aber auch KollegInnen, denen (auch) durch die mangelnde Erfahrung erschreckend viel an Einfühlungsvermögen abgeht.

Ich denke an KollegInnen, die speziell aufgrund ihrer eigenen Traumata oder anderer Themen herausragendst arbeiten können, die diese Erlebnisse quasi als Superpower im Werkzeugkoffer haben.

Andere indes, die kenne ich auch, erscheinen mir während der Arbeit mit ihren KlientInnen selbst oft angetriggert, zu oft bei sich selbst in ihren eigenen Geschichten und daher…ja…keine Hilfe, da selbst überfordert.

Ich persönlich erlebe aktuell Spannendes:
Immer mehr KollegInnen schicken mir ihre KlientInnen weiter. Immer mehr KollegInnen kommen auch persönlich zu mir. Ich glaube, dass Ängste und Trauma und Co aktuell mehr werden. Unter allen Menschen. Und somit NATÜRLICH auch unter uns Fachleuten. Wir sind halt auch Menschen.

Wir können die Karre nicht anschieben, in der wir sitzen. Egal, wie gut die Karre ist.

Ich finde:

Wir Fachleute dürfen Menschen sein. Auch mit Angst, Panik, Trauma im Gepäck.

Ob wir unsere Erlebnisse als Marketingtool instrumentalisieren, darf für mich fraglich bleiben.

Viel wichtiger finde ich eine gute Selbstreflexion, vielleicht auch durch Super- oder Intervisionen unterstützt.

Wir sind keine Maschinen. Das ist okay. Die Frage ist jedoch, wie wir damit umgehen.

Ich persönlich

bilde mir ein zu spüren, wenn mein eigenes Gepäck mal zu sehr drückt. Das kommt vor. Dann handele ich, stets zugunsten meiner KlientInnen, aber auch achtsam für mich selbst. Manchmal ist es einfach nicht die Zeit, um 24/7 für Andere da zu sein. Sondern mal für sich selbst. Nicht selten hole ich mir dann ebenso Unterstützung (Dank geht raus an alle Wegbegleiter), mit dem Ziel, eine weitere Superpower aus dem Gepäck herauszuzaubern 😉 Manchmal verschiebe ich Termine auch lieber.

Um dann danach wieder für alle da zu sein, komplett „on air“. So halte ich die Qualität aufrecht und bin achtsam mit mir selbst.

Fazit:
Von mir werdet ihr eher seltenst lange Posts zu meinen eigenen mentalen Herausforderungen lesen, was nicht heißt, dass ich sie nicht auch habe.
Ich bin euer Coach, eure Therapeutin UND ein Mensch. Mit Herz, Seele und Verstand.

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