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Mein Spagat zwischen Spontanität und Planung – und warum ich heute anders damit umgehe

Es ist Samstag, 17 Uhr.

Ich liege im Bett.
Nicht erschöpft – sondern leer.
Dieses Leere, die nicht schreit, sondern flüstert: Nichts mehr jetzt. Bitte nichts mehr.

Ich will Ruhe.
Ich will Nähe.
Ich will das Leben spüren – aber ohne dass es an mir zerrt.

Da öffnet sich die Tür.
Mein Mann:
„Jemand verkauft Annett-Louisan-Karten. Für heute Abend. In Monheim. Sollen wir?“

Ohne Plan. Ohne Dinner. Ohne Wenn und Aber.

Zwei Stunden später stehen wir da.
Ich höre Musik, die mich im Innersten berührt.
Violine, Stimme, Gänsehaut.
Und ich denke: Wie schön, dass ich Ja gesagt habe.
(Danke an Anett und nicht zuletzt Liv Solveig, die mich, die gerade autodidaktisch an einer Leihgeige zupft, wahrlich verzaubert hat!
Und natürlich auch an meinen Mann, der genau dann spontan war, als es gut tat.)


Und trotzdem.

Nur einige Tage vorher schrieb mir eine Freundin.
Wir versuchen seit Wochen, ein Zoom-Gespräch zu finden.
Wichtiges Gespräch. Nah. Echt. Für beide.

Sie schlägt vor, das spontan zu machen.
„Nach dem Frühstück wäre gut.“

Ich lese es morgens, noch halb im Schlaf.
Und fühle mich… blockiert.

Nicht frei. Nicht leicht. Sondern:
Wie Slimey.
Dieses Spielzeug aus den 80ern – glitschig, formbar, passt sich jeder Bewegung an.

Ich merke:
Ich forme mich wieder um die Bedürfnisse anderer.
Schiebe meinen vollen Tag beiseite, nur damit es vielleicht passt.
Nur damit eine Verbindung entsteht, erhalten bleibt.
Nur damit ich für andere passe.

Und ich spüre: Ich will das nicht mehr.
Nicht auf diese Weise.


Also schreibe ich ihr. Ehrlich. Ohne Vorwurf.
Ich nenne es: „gelebter Egoismus“ – nicht böse, sondern als Spiegel.

Ich erzähle von meinem Erleben.
Von der Enge, dem Druck, dem leisen Verlust meiner selbst.

Und sie?
Sie versteht.
Schickt mir Terminvorschläge.
Schafft einen Rahmen.
Lässt Raum für Spontanität – aber auch für Struktur.

Und ich atme auf.

(Wahre Freunde sind ein Geschenk! Dank geht raus an Tanja.)


Was bleibt?

Was bleibt ist diese leise, klare Erkenntnis:

Spontanität ist nicht immer Freiheit.
Sie kann auch Druck machen.
Oder als Einladung empfunden werden – je nach Kontext.

Planung ist nicht immer Starrheit.
Sie kann auch Rücksicht sein.
Eine Form von Achtsamkeit.
Ein Zeichen dafür, dass du dich und den anderen ernst nimmst.

Verlässlichkeit kann Verbindung schaffen.
Gerade dann, wenn sie nicht zu einer Zwangsjacke wird.

Und das vielleicht Wichtigste:

💛 Manchmal darfst du auch spüren, was du brauchst – und es benennen.

Du musst dich nicht verbiegen.
Nicht anpassen, bis du dich selbst nicht mehr spürst.
Du darfst dich zeigen. Mit deinen Grenzen. Deiner Müdigkeit. Deinen Wünschen.

Und du darfst überrascht werden.
Von einem Abend, den du nicht geplant hast.
Und der doch wie ein Geschenk kam.


Zwischen Freiheitsversprechen und Anpassungsfalle

Vielleicht ist das der Punkt:
Es geht nicht um Spontanität vs. Planung.

Es geht um:

  • Bin ich noch bei mir?
  • Kann ich klar sagen, was ich brauche?
  • Darf ich verbindlich sein – ohne mich zu verlieren?
  • Und darf ich Nein sagen – ohne Angst, zu enttäuschen?

Spontanität ist wundervoll – wenn sie nicht überrollt.
Planung ist entlastend – wenn sie nicht einengt.

Verbindlichkeit kann Verbindung schaffen.
Struktur kann Raum geben.
Und das Leben darf… überraschend bleiben.


Einladung zum Innehalten

Vielleicht magst du dich fragen:

  • Wann hat Spontanität dich zuletzt wirklich genährt?
  • Wann war sie zu viel?
  • Wo brauchst du mehr Klarheit – und wo mehr Weichheit?
  • Und wie oft bist du Slimey – ohne es zu merken?

Du darfst deine Antworten spüren.
Du darfst dich zeigen.
Und du darfst wissen:
Du bist nicht schwierig.
Du bist nicht zu sensibel.
Du bist einfach nur… ehrlich mit dir selbst.

Und das ist vielleicht der schönste Ausdruck von Freiheit.


 

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