Manchmal sind es die kleinen Dinge, die mehr über uns erzählen als jede noch so sorgfältig formulierte Selbstbeschreibung.
Jetzt, kurz vor Weihnachten, schenkte mir eine Klientin eine Duftkerze im Glas. Blau. Mit dem Ravenclaw-Wappen aus der Welt von Harry Potter.
Dazu sagte sie ganz selbstverständlich:
„Weil du für mich ganz klar nach Ravenclaw gehörst.“
Ich musste lachen. Und dann kurz innehalten.
Hat sie Recht?
Ich habe danach tatsächlich (rein aus Neugier, versteht sich) einmal nachgeschaut, welche Persönlichkeiten man Ravenclaw zuschreibt. Und was soll ich sagen: Es fühlte sich ein bisschen an wie ein liebevoll formulierter Spiegel.
Ravenclaw – „mein“ Haus der leisen Tiefe
Ravenclaw steht nicht für Lautstärke.
Nicht für schnelle Lösungen.
Und auch nicht für einfache Antworten.
Ravenclaws gelten als wissbegierig, analytisch, kreativ, manchmal ein bisschen quer denkend. Menschen, die Zusammenhänge sehen wollen. Die Fragen stellen, wo andere vorschnell Antworten geben. Die nicht nur wissen, sondern verstehen möchten. Nicht nur denkend, sondern auch fühlend.
Kleine Pausen. Blicke. Kleine Veränderungen in Stimme oder Körperhaltung.
Vielleicht ein bisschen wie Luna Lovegood: nicht schrill, nicht angepasst – sondern aufmerksam. Sie sieht oft etwas, das andere übersehen.
In meiner Arbeit – ob im Coaching, in der Lerntherapie oder in der traumatherapeutischen Begleitung – geht es nie um „Schema-F“. Es geht um Muster. Um Bedeutungen. Um das, was zwischen den Zeilen liegt.
Mich interessiert nicht nur, was gerade schwierig ist, sondern warum etwas so geworden ist, wie es ist. Und wofür es vielleicht einmal gut war. Selbst dann, wenn es sich heute nur noch hinderlich anfühlt.
Ich mag es, wenn Denken und Fühlen sich begegnen dürfen.
Wenn Fachwissen da ist – aber nicht kalt wirkt.
Wenn Humor Platz hat, ohne etwas kleinzureden.
Und wenn komplexe Dinge so erklärt werden, dass sie verständlich werden, ohne ihre Tiefe zu verlieren.
Vielleicht ist das der Punkt, warum diese Kerze mehr ist als ein Geschenk?
Sie ist ein Zeichen dafür, dass genau diese Art gesehen wird.
Dass Klientinnen und Klienten wahrnehmen, dass hier jemand sitzt, der zuhört, mitdenkt, mitfühlt und feine Zwischentöne ernst nimmt – und trotzdem den Überblick behält.
Wir Magier, Muggel und die Kunst des genauen Hinsehens
Natürlich bin ich nicht die einzige, die sich im Hause Ravenclaw wiederfinden würde. Dort versammeln sich viele kluge Köpfe, schräge Denkerinnen, stille Beobachter, kreative Geister – Magier wie Muggel. Andere gute CoachkollegInnen und TherapeutInnen. Und doch bringt jede/r seine ganz eigene Mischung mit.
Meine ist geprägt von einem tiefen Interesse an Menschen, an inneren Logiken, an Lernwegen, an Schutzmechanismen, an Entwicklung. Von der Lust, hinter Fassaden zu schauen – nicht wertend, sondern neugierig. Und von der Überzeugung, dass Veränderung nicht laut sein muss, um wirksam zu sein.
Meine Art zu arbeiten, verbindet Wissen mit Intuition. Struktur mit Gefühl. Fachlichkeit mit Humor. Ich liebe es, komplexe Dinge so zu erklären, dass sie verständlich werden – ohne sie zu vereinfachen.
Ich halte Räume, in denen Denken erlaubt ist und Fühlen genauso.
Ravenclaw halt.
Eine Mensch, der zuhört, mitdenkt, mitfühlt – und dabei den Überblick behält.
Eine Einladung – ganz ohne Eulenpost
Die blaue Kerze steht jetzt bei mir. Sie brennt nicht ständig. Aber immer dann, wenn ich mich daran erinnern möchte, warum ich tue, was ich tue. Und wie kostbar es ist, wenn Menschen sich gesehen fühlen – und zurückspiegeln, was sie wahrnehmen.
Gerade zwischen den Jahren kommen Gedanken, Gefühle und Fragen oft ungefragt an die Oberfläche. Und nicht jeder empfindet diese Zeit als leicht.
Deshalb halte ich auch zwischen den Tagen die Stellung.
Für alle, die merken, dass sie genau jetzt jemanden brauchen, der zuhört, sortiert, mitdenkt und auch das Unausgesprochene wahrnimmt.
Vielleicht ist das auch ein sehr ravenclaw’scher Zug?
Da zu bleiben, wenn es still wird.
Wenn du dich also gerade in diesen Tagen ein bisschen verloren fühlst, dein Kopf nicht zur Ruhe kommt oder du merkst, dass du jemanden brauchst, der mit dir gemeinsam Ordnung ins innere Durcheinander bringt:
Du bist willkommen. Auch jetzt. Gerade jetzt.
Vielleicht nicht in Hogwarts.
Aber ganz real. Ganz menschlich.
Und mit einer Prise Ravenclaw.